Hep-Hep-Krawalle

Karte der Hep-Hep-Krawalle 1819 (von 2022, s. Liste der Orte der Hep-Hep-Krawalle)

Die Hep-Hep-Krawalle („Hep-Hep“ oder „Hepp-Hepp“, wahrscheinlich abgeleitet vom Ruf der Viehtreiber, auch Hep-Hep-Unruhen) 1819 waren eine Welle gewalttätiger antijüdischer Ausschreitungen in vielen Städten und Ortschaften des Deutschen Bundes und über seine Grenzen hinaus, insbesondere in Dänemark. Die Krawalle begannen am 2. August 1819 in Würzburg. Weitere schwere Ausschreitungen ereigneten sich kurz darauf in Frankfurt am Main und in Städten von Franken und Baden, Ende August in Hamburg sowie im September in Kopenhagen und Danzig. Aus etwa 70 Orten sind zwischen August und Oktober 1819 kleinere Vorfälle überliefert.

Bei den Hep-Hep-Krawallen handelte es sich um die „erste weiträumige Judenverfolgung seit dem Mittelalter“[1] und „die bedeutendste Welle antijüdischer Ausschreitungen im frühen 19. Jahrhundert“.[2] Weiter gefasst waren sie der größte überregionale Aufruhr im Deutschen Bund in der Restaurationsphase bis zur Revolution 1848 überhaupt.

Hintergrund der spontanen und unkoordiniert stattfindenden Unruhen war die damals kontroverse Debatte um die unter napoleonischer Herrschaft eingeleitete Judenemanzipation. Als maßgebliche Anstifter der Ausschreitungen gelten vor allem Kaufleute oder Handwerker, die vor Ort den vermehrten Zuzug oder den sozialen Aufstieg jüdischer Bürger missbilligten. An den Schauplätzen schwerer Ausschreitungen zog ein gewaltbereiter Mob durch die Städte und warf die Fenster jüdischer Wohn- und Geschäftshäuser ein. Relativ häufig wird auch von körperlichen Angriffen auf jüdische Personen berichtet. Zu Plünderungen von Geschäften oder zur Verwüstung von Synagogen kam es in Einzelfällen. Während es unter den angegriffenen Juden keine Todesopfer gab, wurden bei den Ausschreitungen in Würzburg ein Soldat und auf Seiten der Angreifer ein Kaufmann erschossen. Bei den zahlreichen kleineren Vorfällen handelte es sich meist um einzelne Steinwürfe, Menschenaufläufe, „Hep-Hep“-Rufe oder Drohungen verschiedener Art.

Polizei, Militär und Regierungsbehörden begegneten den Krawallen regional unterschiedlich und in der Anfangsphase oft zögerlich, ab September griffen sie energisch gegen aufkommende Unruhen durch. Die geheime Ministerialkonferenz, die zeitgleich ab dem 6. August 1819 in Karlsbad zusammentrat, missdeutete die Ausschreitungen als organisierte „revolutionäre Umtriebe“, weshalb die Hep-Hep-Krawalle maßgeblichen Einfluss auf die Verhandlungen und rasche Verabschiedung der Karlsbader Beschlüsse hatten.

  1. S. Stefan Rohrbacher: Gewalt im Biedermeier. 1993, S. 99.
  2. S. Werner Bergmann: Tumulte – Excesse – Pogrome, 2020, S. 137.

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